Winterreifen Pflicht- warum Reifen wechseln?
Die kalte Jahreszeit steht an und die äußeren Bedingungen ändern sich. Glatte Straßen stellen hohe Erwartungshaltungen an das Reifenprofil. Um Unfälle zu vermeiden und die Sicherheit im Straßenverkehr auf den deutschen Straßen zu erhöhen, entschied sich der deutsche Staat zur Einführung einer Winterreifenpflicht. Für Millionen von Autofahrern bedeutet dies: Jährlich steht der Wechsel von Sommer- und Winterreifen an. Ein mitunter teures als auch zeitraubendes Unterfangen. Demnach stellt sich die Frage, ob ein jährlicher Wechsel des Reifenprofils wirklich notwendig ist oder ob Allwetter Reifen eine sinnvolle Alternative darstellen. Wir klären die wichtigsten Fragen zur Winterreifenpflicht.
Warum braucht man überhaupt Winterreifen?
Die jahreszeitlichen Bedingungen stellen die Reifen vor unterschiedliche Herausforderungen. Daher sind insbesondere Winterreifen speziell an die vorherrschenden Bedingungen angepasst. Winterreifen besitzen eine deutlich tiefere Profiltiefe als der Sommerreifen. Das allgemeine Fahrverhalten wird deutlich sicherer. Somit verbessert sich in erster Linie vor allem die Sicherheit bei Kurvenlagen, sodass das Fahrzeug wesentlich seltener ausbrechen und von der Fahrbahn abkommen kann. Bremswege werden durch Winterbereifung deutlich verkürzt. Außerdem sorgt die verbessere Traktion dafür, dass das Fahrzeug bei Glätte, Schnee und Matsch einfacher anfahren kann, ohne stecken oder stehen zu bleiben. Vergleichstests zwischen Sommer- und Winterreifen zeigen in ihren Ergebnissen deutliche Unterschiede zwischen den Fahreigenschaften bei winterlichen Bedingungen, die in Gefahrensituationen durchaus zwischen Leben und Tod entscheiden können. Die Wahl von Winterreifen begründet sich in erster Linie durch den Sicherheitsaspekt. Außerdem sollte man nie vergessen, dass die Sicherheit im Straßenverkehr nicht nur die eigene Person betrifft, sondern auch immer die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer in die Betrachtung einzubeziehen sind. Bremsen und Reifen spielen immer zusammen,
Wann sollte man auf Winterreifen wechseln?
Nach Empfehlung des ADAC wird gesagt, dass der Reifenwechsel entsprechend der „O bis O-Regel“ stattfinden sollte. Demnach gilt als Faustregel, dass die Winterreifen zwischen Oktober und Ostern Winterreifen anzubringen sind. Die Begründung besteht darin, dass ab Oktober mit winterlichen Bedingungen gerechnet werden kann, insbesondere in der Nacht. Es ist in dieser Jahresperiode davon auszugehen, dass nasse und vor allem gefrorene Straßen auftreten. Die allgemeine Winterreifenpflicht richtet sich allerdings nicht nach den Monaten oder der Jahreszeit. Laut Straßenverkehrsordnung ist von einer „situativen Winterreifenpflicht“ die Rede. Demnach besteht die Winterreifenpflicht nur bei entsprechenden Wetterverhältnissen, wie zum Beispiel Schnee oder Glatteis. Auch die sogenannte „Reifglätte“ wird bereits als winterliche Bedingung eingestuft und erfordert das Anbringen von Winterreifen. Da zwischen Oktober und Ostern mit diesen Bedingungen zu rechnen ist, gilt die Empfehlung des ADAC als gute Orientierungsgrundlage, um auf der sicheren Seite zu stehen. Es sollte möglichst darauf geachtet werden, dass der Reifenwechsel rechtzeitig organisiert wird, anstatt den Wetterumschwung abzuwarten. Meistens ist es dann bereits zu spät und man geht ein hohes Risiko ein. Neben dem Sicherheitsrisiko würde eine fehlende Winterbereifung ein Bußgeld nach sich ziehen und ein Punkt in Flensburg kosten, falls man erwischt wird.
Warum ist es eine schlechte Idee, immer mit Winterreifen zu fahren?
Da rechtlich keine Sommerreifenpflicht besteht, kommen viele Autofahrerinnen und Autofahrer in Versuchung, über die Sommermonate auf den Reifenwechsel zu verzichten. Allerdings zieht diese Entscheidung Risiken und auch Kosten nach sich, sodass von dieser Entscheidung abgeraten wird. Winterreifen sind technisch perfekt an die Bedingungen im Winter angepasst. Bei sommerlichen Temperaturen kommen Winterreifen allerdings schnell an ihre Grenzen und zeigen in Vergleichswerten zu den Sommerreifen deutliche Nachteile auf. Insbesondere trifft das bei trockenen Straßenverhältnissen zu.
Testwerte zeigen auf, dass Winterreifen bei trockener Straßenlage deutlich längere Bremswege aufweisen als Sommerreifen. Umso tiefer das Profil ist, desto länger ist auch der Bremsweg bei trockener Straße. Dies betrifft auch die allgemeine Straßenlage des Fahrzeugs, insbesondere das Kurvenverhalten und die damit einhergehende Fahrstabilität. Zusätzlich muss beachtet werden, dass das Reifenprofil deutlich schneller verschleißt, wenn der Reifen zu Beginn des Frühlings nicht gewechselt wird. Der Reifen würde somit seine positiven Fahreigenschaften bei winterlichen Verhältnissen verlieren und muss schneller ersetzt werden.
Allgemein heißt es, dass ein Winterreifen erneuert werden muss, wenn die Profiltiefe 4 mm unterschreitet. Die Benutzung von Winterreifen im Sommer ist also nicht nur ein Sicherheitsrisiko, sondern kann zusätzliche Kosten für den Autofahrer bedeuten.
Allwetterreifen als Alternative?
Obwohl in Deutschland eine Winterreifenpflicht besteht, ist die Benutzung von Winterreifen nicht unbedingt erforderlich. Allwetterreifen können dabei eine Alternative darstellen. Deutschlandweit ist ein klarer Trend erkennbar. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher greifen auf die bequeme Variante der Ganzjahresreifen zurück. Denn eins ist klar: Allwetterreifen sparen häufig Zeit und Geld. Reifenwechsel und Lagerung können umgangen werden. Allerdings sollten die Vorteile und Nachteile klar gegeneinander abgewogen werden. Der Allwetterreifen bringt die Eigenschaften von Winter- und Sommerreifen mit. Die Materialzusammenstellung ist so gewählt, dass sowohl geringe als auch sehr hohe Temperatur ohne Schäden überstanden werden können. Das Reifenprofil stellt ebenfalls eine Mischung der Sommer- und Winterspezialisten dar.
Somit lässt sich konstatieren, dass der Allwetterreifen eine klare Kompromisslösung darstellt. Und Kompromisse bedeuten immer, dass auch Abstriche in der Leistung und Qualität hingenommen werden müssen. Somit sind die Fahreigenschaften im Sommer und Winter nicht mit denen der spezialisierten Reifenprofile vergleichbar. Bremswege, Kurvenverhalten schneiden in Tests schlechter ab.
Fazit
In Deutschland gilt Winterreifenpflicht, wenn die situativen Begebenheiten die Verwendung vorschreibt. Daher steht für Millionen von Fahrzeughalterinnen und Fahrzeughaltern halbjährlich ein Wechsel des Reifenprofils an. Ein Wechsel ist aufgund der Fahreigenschaften und im Hinblick auf den Sicherheitsaspekt im Straßenverkehr richtig und wichtig, allerdings darf der Kosten- und Zeitfaktor nicht außer Acht gelassen werden.
Allwetterreifen stellen durchaus eine attraktive Alternative dar, da Wechsel- und Einlagerungskosten gespart werden können. Es muss aber bedacht werden, dass solche ein solcher Reifen einen Kompromiss darstellt und qualitativ nicht an einen spezialisierten Reifentyp herankommen. So sollte als Verbraucher stets Kosten und Nutzen miteinander verglichen werden.
Beispielsweise können Autofahrerinnen und Autofahrern, die in gemäßigten Klimazonen leben, durchaus über die Verwendung eines Ganzjahresreifens nachdenken. Das gilt auch für Fahrzeughalter, die ihren Wagen nur als Zweitwagen verwenden oder das Fahrzeug ausschließlich im städtischen Verkehr verwenden. Sind allerdings Touren in alpine Regionen oder Reisen in südliche Gebiete mit hohen Temperaturen geplant, sollte von der Verwendung abgesehen werden. Auch Pendlerinnen und Pendler, die große Überlandstrecken fahren, sollten eher auf das spezialisierte Reifenprofil im Winter und Sommer zurückgreifen. Dementsprechen lässt sich konstatieren, dass die Entscheidung von den persönlichen Vorlieben und dem eigenen Fahrverhalten abhängig sind und daher individuell abzuwägen sind.